vorwort

Die nächsten Absätze stammen ausdrücklich nicht von mir.

Ich habe ChatGPT gebeten, eine Einleitung für ein Buch über Schmerz zu schreiben – und was Sie gleich lesen, ist die unveränderte Antwort einer Maschine:

“Warum beginne ich damit? Weil ich seit Jahren versuche, für Schmerz die richtigen Worte zu finden. Worte, die erklären, berühren, verbinden. Aber jedes Mal, wenn ich sie aufschreibe, fühlt es sich unvollständig an. Vielleicht, weil Schmerz so individuell ist. Vielleicht, weil er sich nicht festhalten lässt. Als ich diese KI-Einleitung las, merkte ich: Sie hat etwas eingefangen, das ich selbst nicht so formuliert hätte – und trotzdem hat es mich getroffen. Deshalb beginnen wir hier. Nicht mit meinen, sondern mit fremden Worten.

Stell dir vor, Schmerz wäre eine Sprache, die alle Menschen dieser Welt beherrschen – egal, wo sie geboren wurden, wie alt sie sind oder welche Erfahrungen sie gemacht haben. Schmerz verbindet uns, auch wenn er uns gleichzeitig oft trennt. Wir kennen ihn als pochenden Kopfschmerz, als dumpfes Ziehen im Rücken, als die Wunde nach einer Trennung, oder als stille Last, die wir kaum in Worte fassen können.

Dieses Buch ist eine Einladung, Schmerz anders zu betrachten. Nicht nur als etwas, das man loswerden muss, sondern als etwas, das eine Geschichte erzählt – über den Körper, über Gefühle, über das Leben selbst. Es geht nicht darum, eine Patentlösung zu liefern, sondern darum, Verständnis zu schaffen: für den eigenen Schmerz und für den der anderen.

Vielleicht hast du gerade Schmerzen, vielleicht erinnerst du dich an vergangene, vielleicht bist du neugierig, weil du Menschen kennst, die leiden. Ganz gleich, mit welcher Haltung du dieses Buch aufschlägst – es soll dich mitnehmen in die Welt des Schmerzes: seine Biologie, seine Psychologie, seine vielen Gesichter. Aber auch in die Möglichkeiten, damit umzugehen, ihm Raum zu geben, ihn manchmal sogar in etwas Wertvolles zu verwandeln.

Ich schreibe nicht als jemand, der alle Antworten hat, sondern als jemand, der Fragen stellt: Was macht Schmerz mit uns? Wie beeinflusst er unser Leben, unsere Beziehungen, unsere Gesellschaft? Und wie können wir lernen, ihn zu verstehen, ohne uns von ihm beherrschen zu lassen?”

Ab hier übernehme ich wieder: 

Um deine Zeit zu schonen und dich in deinen Hoffnungen nicht zu enttäuschen, ich bin kein Experte.  Ich habe zwar im Rahmen meines Abiturs Biologie im Leistungskurs absolviert. Hier hatte ich aber eine sechs. Nicht, weil ich nichts verstanden hätte – im Gegenteil - glaube ich. Ich konnte die Zusammenhänge zwar sehen, habe sie aber nicht in den Fachbegriffen wiedergegeben, die im Lehrplan standen. Für meine Lehrerin war das falsch, für mich war es einfach meine Sprache.

Viele Jahre später, in einer physiotherapeutischen Fortbildung, saß ich in einem Raum voller Kolleginnen und Kollegen. Wir diskutierten über Strukturen und Funktionen im Körper – ich erklärte Dinge mit Nupsi und Dingsi, so wie es mir kam. Der holländische Dozent schaute mich streng an und sagte (bitte stelle dir hier einen ausgesprochen intensiven holländischen Aktent vor): „Junger Mann, das ist nicht mein Duktus.“

Ich hätte damals gerne geantwortet: „Aber meiner.“ - Aber da war ich weniger schlagfertig als ich es noch heute gerne wäre.  Denn es ist genau dieser Duktus, der mich bis jetzt begleitet – wissenschaftliche Inhalte so zu übersetzen, dass Menschen sie wirklich verstehen - das ich sie verstehe. Nicht, weil ich das Fachliche nicht könnte, sondern weil ich weiß, dass die meisten keinen Zugang zu den Fachbegriffen haben. Und weil ich glaube, dass Schmerz erst dann seinen Schrecken verliert, wenn wir ihn in unserer eigenen Sprache begreifen können. Außerdem ist es mir egal ob ein Fortbildungsleiter aus Rotterdam oder die Lehrerin meiner Schule beeindruckt ist von meinem Fachjargon. Ich lege keinen Wert auf Kompetenz. Kompetenz hemmt Dialoge. Ich lege Wert darauf eine Botschaft zu vermitteln und dass sie in ihrer Wichtigkeit und Ernsthaftigkeit greifbar ist. Es geht in dieser Botschaft nicht darum dass, ich sie sage, sondern dass sie gesagt und verstanden wird. 

Schmerzbezug 

Wenn wir über Schmerz reden gehen wir vielleicht davon aus, dass wir mit jeder Person im gleichen Kontext sprechen. Irgendwie gehe ich während ich dieses Buch schreibe von einem gewissen Kontext aus in dem du es liest. Irgendwie assoziiere ich, dass mein gegenüber einen ähnliche Bindung zu Schmerzen hat wie ich - aber das muss ja garnicht so sein, oder? 

Meine erste eigen Assoziation mit Schmerz ist erstmal beschissen - Will ich nicht, brauche ich nicht, möchte ich gerne vermeiden. Hexenschuss, Meniskusriss, eine Entzündung in der Schulter und Nackenschmerzen sind die ersten Dinge die mir in den Kopf kommen. Denke ich aber etwas länger darüber nach erinnere ich mich an Trainingserfahrungen, immenses Brennen in den Oberschenkeln, an Muskelkater und den damit komischerweise verbundenen Stolz - dieses perfide Glücksgefühl über die erbrachte Leistung vom Vortag. Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, aber ein bisschen Schadenfreude spielt bei Schmerzen doch auch eine Rolle, oder? Sich im Familien-/ oder Freund*innenkreis daran zu erinnern, wie man damals ausgerutscht ist, oder wie dieser oder jene vor eine geschlossene Glastür gelaufen ist, das Lachen darüber wie das scharfe Essen einem die Tränen in die Augen getrieben hat. Manchmal stößt man sich selber den Fuß und lacht dann über seine eigene Dummheit. 

Ein und die Selbe Schmerzerfahrung lösen bei verschiedenen Menschen verschiedenste Antworten aus. Alter, kultureller, intellektueller, familiärer Hintergrund, die allgemeine körperliche Verfassung, Lebenserfahrungen, Hoffnungen, Wünsche, Verluste. All das was dich als Mensch ausmacht, macht auch deine assoziative Beziehung zu Schmerz aus. 

Und Schmerz muss ja nicht nur auf der rein körperlichen Ebene verstanden werden. Entweder nennen wir es ganz gezielt den seelischen Schmerz oder wir sagen einander einfach nur: „es tut mir weh dass du nicht mehr da bist“ Verluste, Enttäuschungen, Kränkungen, sie tun auch  weh - Anders vielleicht - aber sie gehören in unseren gesellschaftlichen Schmerzbezug. Schmerz ist also zwangsläufig auch Verbindung. Zum einen, weil wir alle einen Bezug zu ihm haben, aber auch weil es weh tut wenn wir Verbindungen verlieren. 

Vielleicht ist es gut wenn wir uns von meiner ersten Vorstellung, einem plötzlich einschießendem Stechen im Rücken, einer verkrampften Mimik wegen der Knie, oder angestauter Wut, weil einem seit Wochen niemand hilft, für einen Moment lösen und uns daran erinnern wie subjektiv wir werden, wenn wir über unseren Schmerz sprechen und wie gestört unsere Sicht auf das Thema in Gänze dadurch wird. Denn wenn wir gesellschaftlich darüber nachdenken, was Schmerz eigentlich ist, dann hat er deutlich mehr zu bieten als die von mir beschriebenen Szenarien. Vielleicht können wir in dieses Thema starten und uns immer wieder daran erinnern dass es nicht nur dadurch ausgezeichnet wird was wir fühlen, sondern auch dadurch was wir über ihn denken. 

Manchmal passieren im Leben Dinge die sich anfühlen wie ein unheimliches Monster unter dem Bett, oder dem Schrank. Es hilft dann das Licht anzuschalten, du musst nur noch den Schalter umlegen. 

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